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Der Besucher unserer Sexpositive-Events sollte eine liberal-hedonistische Einstellung besitzen – braucht aber keine Angst zu haben, auf einer Sex Party zu landen. Sexpositive bedeutet Toleranz und Offenheit, bedeutet sich auszuleben und andere nicht zu verurteilen.
Neulinge, die noch nie auf einer Sexpositive Party gewesen sind, befürchten oft, dass es dort aufgrund des sexy Dresscodes und der lockereren Einstellung verstärkt zu heftiger Anmache oder gar zu Übergriffen kommen könnte, doch genau das Gegenteil ist der Fall. Gerade dieses Phänomen erklärt den hohen Anteil von Single Damen auf unseren Events, denn die Ladys fühlen sich wohl und sicher.
Die wachen Augen unserer nahezu unsichtbaren Security Mitarbeiter haben alles im Blick, so dass sich jeder einzelne Gast aufs Feiern konzentrieren kann. Das fällt umso leichter, weil der Gebrauch von Handys oder fotografieren strengstens untersagt sind. Selbst Neulinge lassen sich nach wenigen Augenblicken immer mehr fallen und tauchen ein in diese Welt der Leichtigkeit, die es ermöglicht, diesen Moment, diese Nacht in vollen Zügen zu genießen.
Beim Verlassen der Lokation haben die meisten Gäste die Philosophie des Events nicht nur verstanden, sie haben sie lieben gelernt und sind ihr nicht selten verfallen.
Du warst noch nie auf einer Sexpositive Party und möchtest noch mehr erfahren?
Dann empfehlen wir den nachfolgenden, leicht gekürzten und aus der Sicht einer Frau geschriebenen Artikel aus der Zeitschrift Glamour:
Noch etwas verloren stehe ich an der grell ausgeleuchteten Garderobe an, während einige Hetero-Typen in Jeans- oder Sport-Shorts, Socken und Sneakers an mir vorbeiziehen. Andere Männer tauschen ihre grauen Straßen-Shirts gegen Ledergeschirre, ihre Hosen gegen Lederpants. “Ich fürchte, ich werde heute eine ganze Menge nackte Ärsche sehen”, ertönt es auf einmal hinter mir. Als ich mich umdrehe, blicke ich in die wohlwollenden Augen einer Kleinwüchsigen in Korsage, Tüllrock und Netzstrümpfen. “Und eine Menge Schwänze”, füge ich hinzu, jetzt schon ein bisschen weniger verloren. Wir lachen, alle anderen, die ebenfalls anstehen, steigen mit ein.
Erste positive Erfahrung: In den vielen interessanten Gesichtern, die mir nun zugewandt sind, steckt kein bisschen Ablehnung. Im Gegenteil. Ein Mann um die 50 in Lederkilt und Dr. Martens steuert auf mich zu: “Mach dir ma keenen Kopf um deen Oberteil. Siehst wunderschön so aus. Is doch allet jut.” Er tätschelt meinen Arm und stellt sich als “Hannes” vor. Zum ersten Mal an diesem Abend entspannen sich meine Schultern. Etwas aufrechter, dennoch schnellen Schrittes, suche ich schließlich meinen Weg hinein.
Steinstufen knirschen unter meinen Pfennigabsätzen. Kleine Punkte tanzen mir vor den Augen, während diese noch versuchen, sich an das Halbdunkel zu gewöhnen. Schwere Techno-Beats vibrieren durch die Gänge. So bewege ich mich durch die noch spärlich besuchte Location, vorbei an Bars, kleineren Dancefloors und einem Darkroom. In den rot beleuchteten Nischen werden später Leute chillen, sich unterhalten, Sex haben, zu zweit, in Gruppen, während andere ihnen dabei zuschauen. Neugierig betrachte ich die Menschen um mich herum: zwei Jungs in Reifröcken und Renaissance-Halskrausen, eine Frau, die über ihrem volltätowierten Körper nur ein Kettengeschirr trägt, und ein Trupp langhaariger, bärtiger, muskulöser Heteromänner Marke Wikinger-Eigenbau. Einen nach dem anderen fixiere ich mit einem Blick. Für eine kurze Zeit bleiben sie hängen, reißen sich dann aber auf dem Weg zur Bar wieder los. Es ist noch zu früh, wir sind noch zu nüchtern.
Während ich auf mein Bier warte küsst mich jemand auf die Schulter. Ganz vorsichtig. Zaghaft. Es ist Ethan, einer der Wikinger, zu dem ich mich nun umdrehe. Zu uns gesellen sich die Jungs Faris und Halim aus Palästina. Wir reden über Politik, Esskultur, über die gute Musik. Keiner spricht über Sex, obwohl wir von ihm eingeschlossen sind. Schließlich macht Charlotte, eine bildschöne Südkoreanerin aus Washington, aus unserer Vierer- eine Fünfergruppe. “In den USA ist es wirklich noch schlimmer, als man es sich in Europa vorstellt”, erklärt sie mir. Mit “es” meint sie die Prüderie und eine eingeschränkte Weltsicht. Dann fügt sie hinzu:
“Dieser Ort ist ein anderer Kosmos. Es ist fantastisch.”
Unsere Gruppe hat sich von der Bar mittlerweile auf die Tanzfläche bewegt, wo wir umgeben sind von Körpern – erregten, geschmückten, in Lack, Leder und Spitze. Männer, Frauen, um- und ineinander verschlungen, oder ganz bei sich und der Musik. Ethan tanzt eng an mir, streicht mir über die Wange und den Hals, drückt meine Hand. Weiter geht er nicht. Ich rieche sein langes Haar, spüre Charlotte hinter mir, die Jungs Faris und Halim küssen sich neben uns. Keiner von uns möchte weiter gehen – darüber herrscht ein schweigendes Einverständnis. Schwerelos im Kopf lassen wir uns von der Situation tragen, dabei vertrauen wir darauf, was unsere Intuition uns sagt, und nicht darauf, was unser Kopf diktiert. Vielleicht fühlen sich die flüchtigen Berührungen deshalb so heilend an. Sie scheinen sich wie Pflaster auf unsere kaputt getinderten Seelen zu legen, die im Laufe der Jahre von der Oberflächlichkeit und Respektlosigkeit des modernen Datens unendlich müde sind. So kommt es, dass ich mich halb nackt und umgeben von Fremden und aggressivem Techno viel weniger allein fühle als in manch alltäglicher Bürosituation, sicherer als auf einer konventionellen Party, auf der man sich als Frau oftmals eklig anmachen, begrapschen und beleidigen lassen muss, wenn man auf ungebetene Annäherungsversuche nicht eingeht. Es ist ein seltsamer Zustand von Glückseligkeit.
Benebelt, aber unfassbar happy beschließe ich, dass es Zeit ist, zu gehen. Jetzt eile ich nicht mehr, ich gehe langsam und bedächtig. Ich genieße die Blicke, die über meinen Körper schweifen. Ein letztes Mal schaue ich mir die Paare an, die Menschengruppen an den Wänden, in den Nischen, auf den Bänken, als sich plötzlich eine schwarze Tür in der grauen Steinwand öffnet. Der Raum dahinter ist pink erleuchtet. Darin steht ein schmaler Mann in einem rosa Ledergeschirr, einer blonden Perücke und Perlenschmuck vor dem Gesicht. „Komm doch rein, ich mache ein Bild von dir“, lädt er mich mit sanfter Stimme ein, als hätte er auf mich gewartet. Ich folge der Einladung und betrete den Raum, der surreal wirkt. Er bedeutet mir, Platz zu nehmen. Wie die Hauptattraktion throne ich auf dem Podest in der Mitte des Raums und lasse mich ablichten. Hinterher umarmen wir uns zur Verabschiedung, dabei flüstert er mir ins Ohr: “Du bist eine Göttin.”